Leserbrief an die FAZ
Von: Klaus Harke
Gesendet: Montag, 8. Juni 2015 14:57
An: 'sonntagszeitung@faz.de'
Betreff: Prokon
Sehr geehrter Herr Kremer,
Ihre Darstellung der Prokon-Insolvenz bzw. der Entscheidungsmöglichkeiten auf der Gläubigerversammlung erscheint mir doch zu einseitig. Wenn Sie der Meinung sind, dass ein Verkauf an EnBW wg. der künftigen unternehmerischen Risiken die bessere Lösung sei, dann frage ich mich, warum EnBW dieses Risiko eingehen will. Mir scheint, dass der Konzern doch wohl davon überzeugt ist, dass die Windanlagen gutes Geld abwerfen und er sie zu einem günstigen Preis erwerben kann. Warum sollen die Gläubiger, die sich in einer Genossenschaft zusammentun wollen, nicht die unternehmerischen Chancen nutzen. Prokon ist ja wohl nicht in die Pleite gegangen, weil die Windanlagen unrentabel sind, sondern weil der Alleinherrscher Rodbertus eine immer absurdere Geschäftspolitik betrieben hat. Weil er immer mehr Geld einsammeln wollte, hat er die (ursprünglich längeren) Kündigungsfristen und (ursprünglich höheren) Anlagebeträge auf ein unvernünftig niedriges Maß herabgesetzt. So konnten die Warnungen z.B. der Verbraucherverbände auf „fruchtbaren" Boden fallen und zahlreiche ängstliche Gläubiger ihr Geld zurückfordern und damit Prokon überfordern. Noch mal: Ich denke, in einer Genossenschaft mit solider Geschäftsführung kann Prokon für seine Anteilseigner ein ertragsreiches Unternehmen sein.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Harke