Freunde von Prokon e.V. Freunde von Prokon e.V.

Entstehung des Vereins

Liebe Mitglieder des Vereins,
in Zeiten intensiver Diskussionen mag es hilfreich sein, dass wir uns die Geschichte und Zielsetzung des Vereins noch einmal vor Augen führen. Wir haben uns bewusst bei der Gründung der Prokon-Genossenschaft für die Generalversammlung eingesetzt.
Weitere Informationen dazu finden die Vereinsmitglieder im Mitgliederbereich der Website.

Die Historie des Vereins Die Freunde von PROKON e.V.

Vorgeschichte

Viele Genussrechtsinhaber haben seit Ende der 90er Jahre bei der Prokon Regenerative Energien GmbH (Prokon) investiert, weil die ökologische Denkweise von Prokon sie überzeugt und nicht zuletzt auch, weil Herr Carsten Rodbertus, der Gründer und „Chef" von Prokon, sich ein moderates Gehalt auszahlt und den Geldgebern jahrelang eine sehr gute Rendite ermöglicht. Dass ein Unternehmer sich bei einem großem Erfolg trotzdem nicht persönlich bereichert, hat seine Glaubwürdigkeit gestärkt.

Übrigens dieser damalige Eindruck findet inzwischen auch die Bestätigung in Gerichtsurteilen.
„Bei Prokon mag es Missmanagement gegeben haben, ein Betrug war es nicht, so das Handelsblatt," stellt Fonds Online am 6.9.2017 fest.
Für die Schäden der Investoren durch Missmanagement steht allerdings Herr Rodbertus in der Verantwortung.

Mit den Darstellungen des Bankensystem in seinen Informationsschreiben spricht Herr Rodbertus sehr viele kritische Menschen an. Denn gerade in dieser Zeit haben viele Menschen sehr viel Geld durch Fehlberatungen von Banken verloren. Die Direktinvestition in ein vertrauenswürdiges ökologisch sinnvolles Unternehmen erscheint deshalb vielen privaten Investoren als die sinnvolle Alternative zu den Geldanlagen durch Banken. Die Renditen von garantierten 6 % - viele Jahre wurden sogar 8% ausgezahlt - werden als hoch, aber nicht als unmäßig in den damaligen goldenen Zeiten der Windkraft beurteilt, nachvollziehbar für ein Unternehmen ohne kostentreibenden Wasserkopf an der Spitze.

Herbst 2013

Die Kritik in der Öffentlichkeit an Prokon wird zunehmend aggressiver. Vor allem Verbraucherzentralen warnen vor Prokon. Es gibt Probleme mit Wirtschaftsprüfern, die das Testat verweigern.
Wolfgang Siegel, der spätere Initiator des Vereins, besichtigt zweimal Prokon. Er erinnert sich an die damalige Situation: „Ich bin kein Wirtschaftsfachmann und kann die Kritik nicht bewerten. Als politisch engagierte Person orientiere mich auch an den psychologischen Zwischentönen. Und diese zeigten mir, mit wie viel Hass gegen das Finanzierungssystem von Prokon die Kritik verbunden war. Ich hatte den Eindruck, dass viele Genussrechtsinhaber (GRI) genauso denken wie ich und dass wir faktisch eine Gemeinschaft sind, die sich aber nicht bewusst organisiert hat. Deshalb hatte ich die Vision, dass wir uns praktisch zusammenschließen sollten, um Prokon in dieser schwierigen Situation zur Seite zu stehen."

8. Oktober 2013

Mit diesem Ziel, aber noch ohne Kenntnis der wirtschaftlichen Fehler von Herrn Rodbertus, schreibt er Prokon per Email an und erhält auch eine positive Antwort:

„Liebe Prokonleute,
gibt es eine bessere Werbung über die Seriosität als die, dass die Prokon-Feinde und Banken-Freunde lügen müssen, um Prokon schlecht zu machen? Sie verfügen über alle Möglichkeiten der Unternehmensanalyse und -bewertung und kommen über Lügen, für die sie Unterlassungserklärungen abgeben müssen, und Allgemeinplätze nicht hinaus. Der beste Beweis für mich: Weiter so Prokon! Seit 8 Jahren bin ich dabei, erfreut über regelmäßige überdurchschnittliche Renditen und noch mehr erfreut über die mutige Unternehmensphilosophie mit dem Anliegen für alle beteiligten Menschen und für die Umwelt nützlich zu sein und nicht nur das Geld weniger auf Kosten anderer zu vermehren.
Prokon-Freunde, was haltet ihr davon, dass wir uns auch etwas einfallen lassen, wie wir "unser" Unternehmen in der Öffentlichkeit unterstützen können? Das dürfte doch viel Freude machen.
Mit besten Wünschen
Wolfgang Siegel
P.S. Der Veröffentlichung mit Namen und Emailadresse stimme ich zu"

Er erhält folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Siegel,

vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Vertrauen in PROKON.
Ihre E-Mail werden wir sehr gerne auf unserer Homepage unter der
Rubrik "Kundenmeinungen" veröffentlichen und wünschen uns,
dass viele "PROKON Freunde" Ihr engagiertes Schreiben lesen werden.
Nochmals vielen Dank für Ihre Unterstützung und gern stehen wir
Ihnen für Rückfragen zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen aus Itzehoe
PROKON Regenerative Energien GmbH

Ute Sahm

Oktober bis Weihnachten 2013

Klaus Wethmar und Volker Ensslen sind die ersten beiden Personen, die sich bei ihm melden. Ihnen folgen ca. 10 Personen, die Prokon aktiv unterstützen wollen.
Die Gruppe nennt sich anfangs: „Unabhängige Initiative von Genussrechtsinhabern der PROKON Regenerative Energien GmbH Itzehoe" und gibt sich den Slogan: „Wir haben Lust auf eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen." Sie wollen „kritisch, eigenständig solidarisch" sein.
Auf Vorschlag von Siegel geben sie sich später den Namen „Freunde von Prokon".

Mit Unterstützung von Prokon wird eine Website aufgebaut und ein dreitägiges Aktiventreffen in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr 2013 im Haus von Dorli Gerwers in Wesel mit Übernachtungsmöglichkeiten vorbereitet. Inzwischen läuft aufgrund der zunehmend negativen Berichterstattung die Welle der Kündigungen der Genussrechte an, die ja letztlich dann auch die Insolvenz auslöst.

27. bis 29.12.2013

Mit 6 Personen werden am 1. Tag unsere Themen vorbereitet. Für den 2. Tag haben Herr Rodbertus und Herr Gronau ihre Teilnahme zugesagt. Die Konsequenzen und weiteren Aktivitäten werden am 3.Tag besprochen. Es wird mit einem „Redestein" gearbeitet. (Der Stein wandert in der Runde, und nur, wer den Stein hat, darf sprechen.) So wird sichergestellt, dass jeder Teilnehmer gleichwertig gehört wird, so dass keine besserwisserischen Diskussionen entstehen. Transparente demokratische Strukturen sind von Anfang an eine Grundlage für den Erfolg der Initiative.

Zwei Themen kristallisieren sich in der Vorbereitung auf das Gespräch mit Herrn Rodbertus als entscheidend heraus:

  1. Die Gruppe will sich ein Bild von der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage von Prokon machen, vor allem will sie wissen, warum Prokon die Testate der Wirtschaftsprüfer nicht bekommen hat.
  2. Die Gruppe ist sich einig, dass die privaten Geldgeber in Zukunft Mitbestimmungsrechte bei Prokon bekommen müssten.

Der Besuch von Herrn Rodbertus und Herrn Gronau findet in sehr positiver Atmosphäre statt. Man geht schnell zum „Du" über, und es wird einen ganzen Tag zusammen diskutiert, auch mit Redestein.
Herr Rodbertus legt Zahlen vor, die belegen sollen, dass das Unternehmen gesund und die Verweigerung des Testats nicht berechtigt sei. Da dies nicht so einfach zu überprüfen ist, verlangt die Gruppe eine „Einsicht in die Bücher" und Mitbestimmungsrechte. Beides wird von Herrn Rodbertus zugesagt, später aber nicht so eingehalten, wie die Gruppe das erwartet hat.
Insgesamt ist diese erste Tagung von einer positiven Aufbruchstimmung für eine Unterstützung von Prokon geprägt. Es besteht noch die Hoffnung, dass genügend Genussrechtsinhaber (GRI) überzeugt werden könnten, die Kündigungen zurückzunehmen, und damit eine Insolvenz zu verhindern.

Als die Website der Freunde von Prokon freigeschaltet wird und auf der Prokon-Website darauf hingewiesen wird, kommen im Minutentakt die Anmeldungen von Genussrechtsinhabern, die den Freunden von Prokon beitreten. Die Euphorie nach den ersten Hundert Anmeldungen steigert sich, als die Zahl von 1000 überschritten wurde.
Mit der Anmeldung wird auch erfasst, wer Kompetenzen in Wirtschaftsfragen einzubringen bereit ist.

11.01.2014

Es wird von Klaus Wethmar und Wolfgang Siegel ein Treffen bei Klaus Wethmar in Münster durchgeführt, zu dem 7 GRIs, die sich selbst als Wirtschaftsfachleute vorgestellt hatten, zusammen mit Herrn Rodbertus und seiner Lebensgefährtin eingeladen werden. Aufgrund von hartnäckigem Nachfragen, vor allem von Hans Barfknecht, kommt heraus, dass die Holzindustrie Torgau (HIT) nicht Bestandteil des Prokon-Konzerns ist, wie in den Prokon-Veröffentlichungen bisher dargestellt. Die HIT hat nur einen Kredit von Prokon in Höhe von ca. 200 Mio. € erhalten, finanziert von unseren Genussrechtsgeldern. HIT war ein eigenständiges Unternehmen und ist es bis heute geblieben.
Der schwerwiegende Fehler von Herrn Rodbertus mit den kurzfristig zu kündigenden Genussrechten wird erörtert. Dadurch wurde ja auch die Insolvenz ausgelöst. Später war zu hören, dass Herr Rodbertus auch von seinen eigenen Leuten vor dem Risiko kurzfristiger Kündigungsmöglichkeit gewarnt wurde. Doch er hatte seine Absicht durchgesetzt, mit kurzfristig zu kündigenden Anlagen frisches Kapital einzuwerben.

18.01.2014

Es zeichnet sich zunehmend ab, dass wegen der Kündigungen die Insolvenz droht. Die GRI können nicht in ausreichendem Maße überzeugt werden, die Kündigungen zurückzuziehen.
Wolfgang Siegel sieht die Notwendigkeit, schnellstmöglich den Freunden von Prokon eine Rechtsform zu geben, um in dem eingeleiteten Insolvenzverfahren offiziell auftreten zu können. Sein Vorschlag für die Gründung eines Vereins findet unter den Aktiven wenig Unterstützung und wird insbesondere von Klaus Wethmar abgelehnt, der an der Vereinsgründung nicht teilnimmt. Es gehe alles zu schnell, wird gesagt. Dieses Argument kommt in den folgenden Jahren immer wieder auf von Aktiven, die nicht bereit sind, auf die anstehenden Anforderungen zügig zu reagieren. Ihnen ist offenbar nicht klar, dass rasche Entscheidungen erforderlich sind, um bei einem Projekt dieser Größenordnung handlungsfähig zu sein.
Deshalb ruft Wolfgang Siegel zur Gründung des Vereins Die Freunde von PROKON e.V. auf, der mit 7 Personen im Haus von Frau Gerwers in Wesel gegründet wird. Er wird zum Vorsitzenden gewählt, Hans Barfknecht zum Stellvertreter und Erwin Diederich zum Schatzmeister. Das Gründungsmitglied Dorli Gerwers führt seitdem jahrelang das Protokoll.

04.02.2014 Menschen bei Maischberger im Ersten

Als Vorsitzender des Vereins, der sich als Interessenvertretung der Anleger von Prokon versteht, wird Wolfgang Siegel von Frau Maischberger in ihre Fernsehsendung eingeladen. Es geht um Betrug durch Geldanlagen. Er weist vor allem darauf hin, dass bei Prokon enorme reale Werte vorhanden sind, die letztlich den Geldgebern zustehen, sollte es zur Insolvenz kommen. Viele Mitglieder sehen diese Sendung und freuen sich, dass der Verein nicht in den klagenden Jammer derjenigen, die Geld verloren haben, einstimmt, sondern dass die Anleger sich organisieren, um ihre Werte zu schützen.

Im weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens baut der Verein viele Kontakte zu Presse, Funk und Fernsehen auf und informiert neben den regelmäßigen Newslettern auch darüber die Mitglieder und die Öffentlichkeit über die Geschicke von Prokon.

15.2.2014

Die erste Mitgliederversammlung findet in Dortmund mit ca. 40 Personen statt, die aktiv den Verein unterstützen wollen. Es werden verschiedene AGs gegründet und eine Verhandlungskommission unter der Führung des Vorsitzenden und des Stellvertreters für den Insolvenzverwalter zusammengestellt.
Herr Rodbertus und Herr Gronau sind wieder anwesend. Es zeigt sich jedoch schon deutlich, dass Herr Rodbertus allein bestimmen will, wie es weitergeht. Seine Zusagen vom ersten Treffen, Einblick in die Bücher und Mitbestimmung, bleiben vage und unkonkret.
Der per Video zugeschaltete Vertreter des SdK sagt, dass er eine Genossenschaft für nicht machbar hält. Sinngemäß äußerte er sich so, dass Insolvenzverwalter das Genossenschaftswesen gar nicht kennen würden.

Vor der ersten Gläubigerversammlung am 22.7.2014

Der Verein organisiert sich durch das ehrenamtliche Engagement vieler Mitglieder in Arbeitsgruppen und Regiogruppen in kürzester Zeit ganz hervorragend und bereitet sich auf die erste Gläubigerversammlung vor. In monatlichen ganztägigen Vorstandssitzungen am Wochenende werden finanzielle, organisatorische und technische Strukturen aufgebaut und die inhaltlichen Strategien entwickelt und auf rechtliche Machbarkeit überprüft.
Aber es sind immer wieder Hürden, vor allem selbst gemachte, zu überwinden. Immer wieder „engagieren" sich Mitglieder, um für sich persönlich Vorteile aus der Situation zu ziehen oder um die eigenen Vorstellungen neben dem Vorstand durchzusetzen. Dadurch müssen kontinuierlich Konflikte geschlichtet und gelöst werden. In einem solch großen Verein ist dies wohl unvermeidbar. Trotz allen Widrigkeiten wird das Ziel der Gründung einer Genossenschaft, für das sich die Mitglieder in einer Befragung eindeutig aussprechen, nicht aus den Augen verloren.

Mit Beginn des Insolvenzverfahrens baut die Verhandlungskommission durch konsequente Verlässlichkeit in den Absprachen ein hinreichend stabiles Vertrauensverhältnis zum Insolvenzverwalter Dr. Penzlin auf. Er nimmt den Verein sicherlich auch deshalb ernst, weil er inzwischen über 10.000 Mitglieder hat und glänzend organisiert ist. Dr. Penzlin ahnt vermutlich, dass ein Insolvenzplan gegen den Willen der im Verein organisierten Gläubiger nicht angenommen werden würde. Natürlich hat niemand wirklich Einblick in seine persönlichen Motive und seine eigenen finanziellen Interessen, über die sich manches Mitglied aufgeregt hat. Aber er setzt das scheinbar Unmögliche um: In einem historisch einmaligen Prozess wandelt er das Milliardenunternehmen Prokon in eine Genossenschaft entsprechend unserem Willen und dem Willen der Mehrheit der Gläubiger um. Dafür ist ihm der Verein dankbar.

Herr Rodbertus hat mit dem Insolvenzverwalter nicht kooperiert und den Bruch provoziert. Um die eigene Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit zu erhalten, kann auch der Vorstand des Vereins nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Herr Rodbertus scheitert mit seinen Versuchen, ohne den Verein Prokon umzuwandeln und fortführen zu wollen. Nach Siegels Einschätzung sei er nicht kooperationsfähig, weil er als Einzelkämpfer sein drohendes Scheitern nicht wahrhaben will. Deshalb ist leider eine gute Lösung aus der Insolvenz zusammen mit Herrn Rodbertus nicht möglich. Angesichts seiner unbestrittenen Fähigkeiten, die Prokon hätten weiterhelfen können, vertut er hier die entscheidende Chance zum Neuanfang.

Minister Maas und der Missbrauch der Prokon-Insolvenz

Die Politik nutzt in dieser Zeit die Prokon-Insolvenz, um für das fragwürdige Kleinanlegerschutzgesetz zu werben, das das Einsammeln von Geldern für Unternehmen noch stärker von den Banken abhängig macht. Um dies zu begründen, mischt sich der damalige Verbraucherschutzminister Heiko Maas zum Schaden der Anleger von Prokon in das laufende Insolvenzverfahren ein. Obwohl schon feststeht, dass die GRI eine außergewöhnlich hohe Insolvenzquote zu erwarten haben, streut er mit Falschaussagen Verunsicherung und Angst: „Im Falle des Windanlagenfinanzierers Prokon seien gleich mehrere Faktoren zusammengekommen, die zum Totalausfall der Anlagen von Zehntausenden von Kapitalanlegern geführt hätten." (Hamburger Abendblatt 15./16.März 2014) Die Überlegungen, mit rechtlichen Schritten gegen den Minister vorzugehen, was durchaus Erfolgsaussichten gehabt hätte, verfolgt der Vorstand nicht weiter, da dem jungen Verein eine solche Bürde nicht zugetraut wird.

Die erste Gläubigerversammlung am 22.7.2014

Unser Verein ist trotz der Kürze der Zeit rein ehrenamtlich (!) so hervorragend aufgestellt, dass wir in einem enormen Kraftakt Vollmachten in Höhe von über 460 Mio € erhalten.
Herr Rodbertus, der noch viele Unterstützer hat, ist durch einen Vertreter mit einem Kapital von ca. 180 Mio € vertreten, die jedoch vom Gericht nicht anerkannt werden, da sie nicht korrekt eingesammelt wurden.
Die Organisationen der Anlegervertreter vom SdK und vom DSW vertreten jeweils um die 30 Mio. €.
In der Presseerklärung vom Landgericht Itzehoe heißt es: „Es waren nach letztem Stand rund 2.350 stimmberechtigte Beteiligte anwesend, die insgesamt etwa 29.800 Gläubiger vertreten haben. Die Summe der Stimmrechte lag bei rund EUR 704,85 Mio. Schließlich wurde über die Betriebsfortführung abgestimmt. Diese wurde mit über 99% des Stimmrechtskapitals beschlossen. Die Gläubigerversammlung hat mit über 98% in diesem Zusammenhang den Insolvenzverwalter Dr. Penzlin damit beauftragt, einen Insolvenzplan auszuarbeiten - dies nach Möglichkeit bis zum 31.01.2015. Dessen Ziel soll es sein, die Prokon Regenerative Energien GmbH im Kernbereich zu sanieren."

Aufgrund der Strategie von Herrn Rodbertus, ohne Bankenkredite zu arbeiten, hat Prokon nur noch geringfügige Bankschulden aus früheren Zeiten. Deshalb stehen die Werte von Prokon zum größten Teil den privaten Investoren, den GRI zu. Das ist ungewöhnlich, da bei Insolvenzen üblicherweise zuerst die Banken zu 100% aus der Insolvenzmasse bedient werden, so dass für die privaten Anleger, falls überhaupt, meist nur eine Insolvenzquote von weniger als 10% verbleibt. Es ist bekannt, dass Prokon eine große Pipeline von guten, noch zu realisierenden Windparkprojekten hat, die als das „Tafelsilber" angesehen wird, das die Zukunft des Unternehmens gewährleisten kann. Davon wollen wir profitieren und deshalb verhindern, dass die Prokon GmbH zerschlagen und verramscht wird, sondern dass sie als Genossenschaft fortgeführt werden soll, zum Vorteil der privaten Investoren.

Eine weitere wichtige Entscheidungen wird getroffen: Herr Udo Wittler, Banker im Ruhestand nach 20 Jahren im Vorstand der Bankaktiengesellschaft (BAG) Hamm, wird mit den Stimmen des Vereins in den Gläubigerausschuss gewählt. Er nimmt später als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Prokon-Genossenschaft entscheidenden Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens.

Bis zur 2. Gläubigerversammlung am 2.7.2015

Der Insolvenzverwalter Dr. Penzlin arbeitet zwei Insolvenzpläne aus:

  1. Der Genossenschafts-Insolvenzplan zur Umwandlung von Prokon in eine Genossenschaft entsprechend den Erwartungen des Vereins. Dafür haben sich die Mitglieder in einer Umfrage eindeutig ausgesprochen.
  2. Der Insolvenzplan zum Verkauf an einen Investor, der Prokon fortführen will. Dr. Penzlin hält auch diesen Plan als Alternative für notwendig. Denn es ist vorher nicht abzusehen, ob die Zahl von Mitgliedern, die für die Funktionsfähigkeit der Genossenschaft erforderlich war, gewonnen werden könnten.

In dem Ausschreibungsverfahren für den Verkauf von Prokon gibt schließlich EnBW das beste Angebot ab, das knapp unter dem Wert liegt, der für den Genossenschaftsinsolvenzplan aufgerufen war. Damit hat der Verein schon im Insolvenzverfahren durch sein Engagement die Werte von Prokon für die GRI in hohem Maße erhalten können. Prokon kann nicht mehr billig als Insolvenzmasse erworben werden. EnBW ist bereit, einen hohen Preis zu zahlen.

Der Vorstand des Vereins verlässt sich bei seiner Empfehlung für die Genossenschaft auf die umfangreichen Untersuchungen der Wirtschaftsfachleute des Insolvenzverwalters zur Zukunftsfähigkeit der Prokon-Genossenschaft. Das Ergebnis wird im Insolvenzplan mit der detaillierten Prognose für die nächsten 15 Jahre dargelegt. Außerdem nimmt der Rheinisch-Westfälische-Genossenschaftsverband eigene Prüfungen vor und bescheinigt die Zukunftsfähigkeit von Prokon. Und nicht zuletzt macht sich EnBW vor dem Kaufangebot ein sehr gründliches Bild von den Werten von Prokon und den Zukunftschancen des Unternehmens. Das Ergebnis ist die Bereitschaft, die Prokon GmbH zu einem hohen Preis zu übernehmen.
Der Vorstand des Vereins nimmt also keine eigenen wirtschaftlichen Bewertungen vor, sondern vertraut bei seiner Empfehlung für die Genossenschaft den Ergebnissen dieser drei umfangreichen und auch sehr teuren Untersuchungen.

Die Entstehung der Insolvenzpläne ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Viele Entscheidungen wie der Verkauf der von Prokon entwickelten Windkraftanlage P3000 und der Ölmühle in Magdeburg sind schon vorher in dem Gläubigerausschuss gefallen. Der Vorstand des Vereins trägt nach sorgfältigen und langen Diskussionen diese Entscheidungen mit und bringt darüber hinaus seine Vorstellungen und Erwartungen in vielen Gesprächen der Verhandlungskommission mit dem Insolvenzverwalter ein.

Die Zeit zwischen der ersten und zweiten Gläubigerversammlung ist geprägt davon, die Voraussetzungen zur erfolgreichen Abstimmung für eine Genossenschaft zu schaffen. Der Verein organisiert über 100 bundesweite Veranstaltungen, baut eine Hotline auf und betreibt sie, stellt Informationen auf der Website bereit, stellt eine exzellente Mitgliederbetreuung sicher und hält vor allem in seinen Newslettern die Mitglieder immer auf dem neuesten Stand – all dies durch die ehrenamtliche Leistung der aktiven Mitglieder. Wir geben nur wenig an Personalkosten aus für Aufgaben, die verbindlich sichergestellt werden mussten. Ein großer Teil der Mitgliedsbeiträge wird für Beratungskosten und die Organisation der Veranstaltungen eingesetzt.

Parallel zu den Aktivitäten des Vereins scheut auch EnBW keine Mühen und Kosten, die Gläubiger von dem Investoreninsolvenzplan zu überzeugen. Bundesweit werden Radiospots zur Ansprache der GRI verbreitet, nur um eine Mehrheit in der Gläubigerversammlung zu gewinnen – so viel ist ihnen Prokon wert.

2. Gläubigerversammlung am 2.7.2015

In den Hamburger Messehallen findet die zweite Gläubigerversammlung in dem Insolvenzverfahren statt. Der Verein hat in einem erneuten Kraftakt aller Aktiven ca. 32.000 Vollmachten eingesammelt, die der Vorsitzende auf seiner Stimmkarte hat. Diese beinhalten Stimmrechte von ca. 750 Mio. €.

Insgesamt sind 2.144 stimmberechtigte Beteiligte anwesend, die insgesamt 40.122 Gläubiger vertreten. Die Summe der Stimmrechte liegt bei rund 967.392.000 €.

Bereits vor Beginn der Versammlung haben mehr als 37.000 Genussrechtsinhaber mit einem vertretenen Kapital von über 866 Mio. EUR verbindlich ihre Bereitschaft erklärt, ihre Genussrechte in Genossenschaftsanteile umzuwandeln. Auch dies hat fast ausschließlich der Verein organisiert. Die Gläubiger wurden zur Abstimmung nach den gesetzlichen Vorgaben unter anderem nach Forderungsgrund und -höhe, Wohnsitz oder Interessenlage in acht Gruppen eingeteilt, in denen zur Annahme eines Planes grundsätzlich jeweils die kopf- und summenmäßige einfache Mehrheit erforderlich ist.

In der Abstimmung ist in allen Gruppen die Mehrheit nach Kopf und Summen für den Genossenschaft-Insolvenzplan.
Wie wir aus Baden-Württemberg später gehört haben, können Verantwortliche von EnBW es nicht fassen, dass ihr großer Konzern im Wettstreit mit einem ehrenamtlich organisierten Verein unterlegen war, und das auch noch mit einem so großen Vorsprung.

Nach dem Genossenschafts-Insolvenzplan wird mit einem umfangreichen gutachterlichen Zahlenwerk die Insolvenzquote auf 57,8% prognostiziert. Die Gläubiger verzichten damit auf mehr als 40% ihrer Forderungen, um eine Fortführung des Unternehmens zu ermöglichen. Je nach Gruppenzugehörigkeit erhalten die Genussrechtsinhaber (GRI) Genossenschaftsanteile in Höhe von voraussichtlich 23,3% ihrer Forderung. Wer nicht in die Genossenschaft eintreten will, soll eine Zahlung in gleicher Höhe nach geplanter Verwertung von Vermögensgegenständen und Forderungen wie die Wälder in Rumänien und den Kredit an HIT erhalten. Da sehr viel mehr GRI als geplant in die Genossenschaft gehen, stehen der Prokon eG ebenfalls erhebliche Summen aus dieser Verwertung zu, mit denen diese zusätzlichen Genossenschaftsanteile abgedeckt sind.

Darüber hinaus haben die GRI Rechte aus einer börsennotierten Anleihe von Prokon erhalten, deren Wert sich auf 34,5% ihrer Insolvenzforderung belaufen wird. Einige kleinere Gläubigergruppen erhalten eine Barauszahlung in dieser Höhe. Diese Anleihe ist besichert mit den schon bestehenden Windkraftanlagen von Prokon. Die Einkünfte aus diesen Anlagen sollen auch die Rückzahlung und Verzinsung der Anleihe sicherstellen. Es besteht auch die Hoffnung, dass die Bestandswindparks darüber hinaus noch ca. 50 Mio € für den Bau neuer Windparks abwerfen würden.

Mit der Zustimmung zum Insolvenzplan wird zugleich die Satzung von Prokon gebilligt. Der Vorstand des Vereins ist mit dem enormen Aufwand, die 32.000 Vollmachten zu organisieren, voll ausgelastet und kann sich in die Satzungsdiskussion nur beschränkt einbringen.

Deshalb konzentriert er sich auf einen Punkt, der unbedingt in der Satzung festgelegt werden sollte. Er wird als die Grundlage angesehen, um die Satzung, falls erforderlich, mitgliederfreundlicher gestalten zu können:

Die Verhandlungskommission besteht gegenüber dem Insolvenzverwalter darauf, dass die Genossenschaft eine Generalversammlung und keine Vertreterversammlung haben soll und setzt dies auch durch. Der damalige stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Hans Barfknecht, überzeugt mit Verweis auf seine Erfahrungen als Genossenschaftler alle Aktiven davon, dass nur eine Generalversammlung die wirkliche Mitbestimmung der Mitglieder gewährleistet, während in einer Vertreterversammlung das einzelne Mitglied nicht mehr am Diskussionsprozess teilnehmen kann und nur die gewählten Vertreter entscheiden. Die Auswahl der Vertreter kann vom Vorstand und Aufsichtsrat leicht so organisiert werden, dass kritische Stimmen dort verhindert werden.

Außerdem geben die Gläubiger mit der Zustimmung zum Genossenschaftsinsolvenzplan auch die Zustimmung für die Besetzung des Aufsichtsrats, den der Insolvenzverwalter vorgeschlagen hat. Die Mitglieder wurden vom Insolvenzverwalter vorgeschlagen und mit der Annahme des Genossenschafts-Insolvenzplans eingesetzt:

Herr Wittler als Vorsitzender, Herr Siegel als stv. Vorsitzender, Herr Stepper, ein aktives Vereinsmitglied sowie die beiden Herren Krawinkel und Dobelke, die keine Gläubiger von Prokon gewesen sind und von Herrn Wittler vorgeschlagen wurden.

In seiner Hammer Erklärung vom 20. September 2015 machte der Verein deutlich, dass er sich auch in die Energiewende-Bewegung einbringen will. Dies wird von den Mitgliedern in einer Umfrage mit überwältigender Mehrheit unterstützt. Kontakte zu anderen Akteuren dieser Bewegung hat der Verein seitdem aufgebaut, beziehungsweise vertieft. Der Verein ist Mitglied im Bündnis Bürgerenergie e.V. (BBEn), im Bundesverband Windenergie, beim Bund der Energieverbraucher und bei Eurosolar. Zwei Mitglieder des Vorstands gehören dem Rat für Bürgerenergie des BBEn an; der Vorsitzende Wolfgang Siegel ist Mitautor des Bremer Manifests im BBEn, das vom Verein unterstützt wird. Er wurde als Ratsmitglied (bis 2018) in den Aufsichtsrat des BBEn gewählt.

Der Deutsche Solarpreis 2017 von Eurosolar e.V. geht in der Kategorie: Lokale und regionale Vereine/Gemeinschaften an Die Freunde von Prokon e.V., Dortmund, aufgrund ihres erfolgreichen Engagements und des unermüdlichen Einsatzes für Erneuerbare Energien in Bürgerhand.

Herr Siegel tritt im Oktober 2017 von seinem Amt im Aufsichtsrat der Prokon eG zurück.
Über die weitere Entwicklung des Vereins und der Prokon eG wird in dem Mitgliederbereich der Website berichtet. Informationen über die internen Diskussionen bei Prokon gehören, wie bei jedem anderen Unternehmen auch, nicht auf die öffentliche Website, sondern sind allein Sache der Mitglieder.

Wolfgang Siegel, Vorsitzender
Hans Odenthal, stv. Vorsitzender

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